Meine Bilder aus den letzten Jahrzehnten lassen sich nach Zeitabschnitten, Malstil und Malmaterialien sowie nach Motiven unterscheiden – und abgrenzen zu den Miniaturen und den Skulpturen, die ich separat beschreibe.
Nach der Frühphase entstanden die ersten grossen Bilder in den 1970ern, es folgte eine produktive und vielseitige, eher abstrakte Phase Anfang 1980er, u.a. mit viel Airbrush-Einsatz – und schliesslich die Phase nach 2013, wo Acryl oder Öl auf Papier, Karton, Holz oder Leinwand und auch neue, teils sehr gegenständliche Motive dominieren.
Schon als Kind habe ich unendlich gezeichnet: Da war diese dicke Papierrolle von ca. 30 cm Höhe, die mein Vater aus dem Büro mitbrachte und auf der ich eine fortlaufende Geschichte horizontal gezeichnet hatte, gefühlt kilometerlang.
Alle möglichen Materialien und Verfahren lernte ich dann natürlich in der Schule kennen, mehr oder weniger gegenständlich mit allen möglichen Lehrplan-Vorgaben. Ich erinnere mich aber genau an den lustvollen Moment in der 4. Klasse, als wir dickflüssige Deckfarben aus grossen Tuben verwenden durften, eine Premiere für mich. Ich war fasziniert vom Entstehungsprozess abstrakter Verläufe und Kompositionen auf dem Papier.
Passion mit Tusche und Ecoline
Zeichnen und Werken hat mir Spass gemacht, ich hatte offenbar etwas Talent. In der visualisierten Geometrie lief ich zur Hochform auf. Dort habe ich präzises Tuschezeichnen gelernt, zunächst noch mit den oft klecksenden Aufziehfedern, dann mit den praktischen Rotring-Tuschegeräten (Rapidographen). In der Sekundarschule lernte ich Ecoline kennen, die vorgefertigte Wasserfarbe, die mich bis heute begleitet. In der gymnasialen Mittelschule wurden uns bis zur Maturität fortgeschrittene Praktiken und Materialen nähergebracht: Mischtechniken, Lithografie, Radierung usw. Besuche in Museen, bei Grafikern und Künstlern und natürlich die Popkultur beeinflussten mich.
Erste Grossformate auf Holz
Mitte 1970er-Jahre bekam ich 70x50cm grosse Holzplatten, die mit feinstem Zeichenpapier überzogen waren. Eigentlich für technische Zeichnungen gedacht, aber ideal für meine Zwecke. Mit Tuschestiften, Farbstiften und Ecoline entstanden die ersten «Werke» in dieser Dimension, einige konnte ich sogar verkaufen, unter Kollegen.
Motive waren Phantasielandschaften mit seltsamem Bewuchs, verschobenen Perspektiven und Gesteinsformationen. Effektvoll war die Technik, eine gezeichnet Landschaft abzudecken, um den dunklen Himmel dann mit Spraydose anzubringen. Hier entwickelte ich ein Verfahren, um mit der Sprühdüse milchstrassenartige Sternbilder zu setzen. So entstand eine Serie von zentralperspektivischen Bildern (die übrigens jahrzehntelang an der ETH Hönggerberg in Zürich ausgestellt waren, dem Wirkungsbereich meiner Mutter).
Unter Musik- und sonstigem Einfluss
Zu der Zeit war ich von Musik stark eingenommen, das Malen war immer von Musikhören begleitet, Klänge und Kompositionen – etwa von Pink Floyd, Genesis – halfen beim Entdecken innerer Bilder. Schwer Fan war ich von der britischen Progressivrockband Yes und ebenso von den Album-Covers. Ein Einfluss war nicht zu übersehen, wenngleich ich Roger Deans Perfektion niemals erreichen konnte. Ebenso faszinierte mich der Schweizer Künstler H.R. Giger mit seinen technoiden Mensch-Maschine-Wesen. Überhaupt war ich fasziniert von den Ergebnissen der Airbrush-Kunst. Das wollte ich auch versuchen – so kam ich von der Spraydose zur Spritzpistole.
Mehrdimensionale Airbrush-Fantasien
Die Spritzpistolen (ich hatte bald mehrere unterschiedliche) leiteten eine neue Epoche ein, ich experimentierte mit Farben, Düsen, Druck, Schablonen. Das Handling ist ja recht anspruchsvoll. Ich entwickelte einen speziellen Freihand-Bewegungsstil: Durch wiederholte Bewegungsabläufe konnte ich ineinander übergehende, verschlungene Formen kreieren – und so im grossen Stil erschliessen, was ich im Kleinen mit Tusche- oder sonstigen Stiften zu Papier brachte. Das sah alles sehr spacig und zugleich mehrdimensional verschlungen aus.
Sprayvisionen, Kosmisches und Kritzeleien
Zur Ausstellung «Sprayvisionen, Kosmisches und Kritzeleien» von 1980 schrieb ich: «Das frühere Weltbild gilt mir heute als Grundlage und zugleich Gegenpol meiner neuen Bilder. Der Gegensatz zur Weite des Kosmos ist die Unendlichkeit des Mikrokosmos. Beide Grenzwerte sind für uns Menschen ebenso unvorstellbar wie faszinierend, denn hier verbinden sich die Gesetzmässigkeiten von Raum, Zeit und Masse in einem wirren Spiel der Natur, das wir immer wieder zu durchschauen versuchen.»
Neuer Anlauf ab 2013: Acryl, Öl, Leinwand
Meine Bilder ab Ende der 1970er-Jahre bis Anfang 1990er-Jahre waren variationsreich: ich nutzte immer wieder Airbrush, aber auch andere Techniken; fertigte kleinste Studien an, Miniaturen, Skizzen für Grösseres, auch auf Reisen. Danach fehlten mir die Musse und die Zeit, ich war familiär und beruflich mehr als ausgelastet. Erst ab 2013 nahm ich einen neuen Anlauf mit Acrylfarben und – seltener – Ölfarben. Die Motive ähnelten den früheren, ich habe aber auch ganz neue Sichten erschlossen und gar Gegenständliches versucht. Zum Beispiel die Reihe der Zauberbücher: Regale mit dekorierten Buchrücken, auf Holz oder Leinwand. Oder archaische Stadtansichten, konkrete, realistische Situationen, Portraits, kolorierte Unterwasser-Phantasiewelten (ursprünglich schwarz-weiss auf dem Skizzenblock in den Tauchferien festgehalten), Akte, Masken. Gerne verliere ich mich auch wieder in den Motiven der Zentralperspektive – diese Sichtweise hatte mich ja schon früh beschäftigt.
Eine Besonderheit bilden die Übergangsformen zu Kleinwerken
und Kritzeleien, welche ich die ja ganze Zeit über ebenso angefertigt habe. Die
Misch- und Übergangsformen sind zum Beispiel farbig gestaltete Motive mit Graffiti-,
Comic- oder Bewegungselementen. Häufig sind es Grössen bis etwa A4-Format. Zu diesen
«Doodles» und Miniaturen habe ich
eine separate Rubrik mit Erläuterungen eingerichtet, ebenso zu den immer
parallel errichteten Skulpturen
in der Natur.